Hänge deine Wurzeln an die Luft und klettere auf die Sterne
sagt der Poet
Hänge deine Wurzeln an die Luft und klettere auf die Sterne
Erst dann blickst du über die Grenze ins fremde Land ins fremde Herz
Erst dann blickst du über die Grenze ins eigene Land ins eigene Herz

(Martin Graff)

MALEREI

aktuell

Der Widerstand der Dinge
Gabriele Nold präsentiert ihre neuesten Arbeiten gemeinsam mit ...
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Flüchtiges von Dauer
Ausstellung im Artificium des Museum Stangenberg Merck...
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Nature Morte

Aus dem französischen übersetzt heißt das "Stillleben". In dieser Serie geht es um Vergänglichkeit und Zyklen innerhalb der Natur. Die Arbeiten sind in ihrer Farbigkeit stark reduziert, anstelle von Buntfarben werden die Motive von Schwarz und Weiß und vielfältigen, farbigen Grautönen dominiert.
Es sind vor allem Elemente aus der Natur, die...
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Stadt, Land, Zeit

Schwarz-weiße Fotografien der sechziger und siebziger Jahre dienen in der Serie „Stadt, Land, Zeit“ als Motivvorlagen für die Malerei. Die Bilder zeigen Schnappschüsse, Szenen aus dem alltäglichen Leben, eine Familie beim Strandurlaub, spielende Kinder, einen Mann bei der Gartenarbeit. Schon die Farbigkeit deutet darauf hin, dass die Bilder von einer vergangenen Zeit erzählen: Abstufungen von Grautönen dominieren die Figuren, die schwarz-weiße Bildvorlage nicht leugnend. Die Farbe spielt dennoch eine zentrale Rolle: hier wird ein Kleidungsstück in kräftiges Rot getaucht, während die Figur von Farbe unberührt bleibt. Dort setzen Farbwolken Akzente und schaffen neue Deutungsmöglichkeiten.

Börstingen

2018 war die Künstlerin in Börstingen als Artist-in-Residence im Art Space Eleven. Börstingen ist ein kleiner verschlafener Ort, aber im Kunsthaus ist die Welt zu Gast: Während ihres Aufenthalts hat Gabriele Nold dort Künstler*innen aus Deutschland, USA, Korea, Taiwan und Japan getroffen. Mit einigen verbindet sie bis heute eine Künstlerfreundschaft.

Station Tokio

Abschalten, Ausharren, Durchstehen.
Die Künstlerin macht zehn Monate Station in Tokio. Von Taiwan kommend verändern sich die Dimensionen erneut: an die Stelle von 7,8 Millionen Einwohnern im Großraum Taipei treten 33 Millionen in Tokio. Ihr Weg führt sie nun jeden Tag mit dem Zug von Shimo Kitazawa nach Shinjuku, dem größten Bahnhof der Welt, der täglich unvorstellbare drei Millionen Menschen hin und her bewegt. In der Serie sind diese Menschen im Zug zum Thema geworden. Dicht an dicht ist Abschalten, Ausharren, Durchstehen die Devise. So als würde für die siebeneinhalb Minuten Zugfahrt der Atem angehalten.

Torre

Im spanischen Torrecilla en Cameros in la Rioja fand 2008 das Symposium Torrefactum '08 statt, zu dem die Künstlerin eingeladen war. Dort entstehen innerhalb einer Woche mehrere große und kleine quadratische Formate, die geprägt sind durch den Ort, das Dorf und seine Menschen. Die Inspiration hält auch nach der Rückkehr nach Deutschland noch über Monate an und es entsteht eine ganze Serie abstrahierter Bilder. Ohne einen konkreten Ort abzubilden entstehen Räume, die von Licht und Farbe durchdrungen sind.

Clockwise

Im Jahr 1997 hat sich die Künstlerin in Bewegung gesetzt und ist in Taiwan in Taipei angekommen. Dort galt es die neue Umgebung zu erkunden – als Fremde das Neue...
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INSTALLATIONEN

Glück Schmerz, Anfang Ende:

Diese vier Worte finden sich wieder in einem Detail der Installation "all around". Wie mit einem Bleistift sind sie auf eine quadratische Glasplatte geschrieben. An den Ecken des Glases verdecken wiederum vier weiße Quadrate einen Teil der Buchstaben. Betrachtet man das Glasbild von der anderen Seite sind alle Worte zu entziffern, spiegelverkehrt.
Auf einem anderen Bild blickt man in das Gesicht einer asiatischen Frau. Ihre Augen sind geschlossen. Wieder vier weiße Quadrate in den Ecken bilden in der Negativform ein Kreuz. Die Zahl "vier" hat in der chinesischen Welt eine besondere Bedeutung, klingt doch das chinesische Wort in der entsprechenden Betonung wie "Tod".

Außer diesen beiden Motiven hängen noch vierzehn weitere Glasbilder frei im Raum, umgeben von einem Kreis aus Erde. Über die vier Himmelsrichtungen lässt sich dieser betreten. Den Betrachter im Inneren erwarten unterschiedliche Geschichten, die von den Bildern erzählt werden. Man kann die Glasbilder umrunden, von den verschiedensten Seiten betrachten.

Es geht um diese Gleichzeitigkeit von Raum, Zeit und Gedankenwelt. Um den Wechsel der Standpunkte und die Erkenntnis, dass sich Polaritäten gegenseitig bedingen.

Die Zerbrechlichkeit des Augenblicks

Die Ausstellung "Fragility" greift den Gedanken vom Leben in Zyklen auf. Die Planung der Ausstellung fällt auf einen historischen Zeitpunkt. Im September 2001 stürzen die Zwillingstürme in New York zusammen, etwa eine Woche später wütet in Taiwan der Taifun Nari mit verheerenden Folgen.
"Fragility": die Zerbrechlichkeit des Augenblicks, nichts bleibt wie es war.

Im installierten Raum der Ausstellung spiegelt sich das Thema in drei Aspekten:
den Blumen, der Zikade, dem Gebäude.

Zunächst trifft der Blick auf ein Flecken Gras mit Blumen. Das Gras ist saftig grün, die Blumen dagegen sind schwarz-weiß. Beim genaueren Hinsehen erkennt der Betrachter in ihnen Gesichter, Worte, Strukturen. Die Blumen werden nicht verblühen und auch dann noch ihre Geschichten erzählen, wenn das Gras schon gelb, vertrocknet und abgestorben ist.

Und da ist der überdimensionale Flügel einer Zikade, der transparent im Raum hängt. In seiner Größe vermittelt er ein Gefühl der Freiheit und Erhabenheit.

Dann fällt der Blick auf den Schatten, den der Flügel am Boden wirft: Die Form wiederholt sich, doch es sind zerbrochene Glasscherben, die da liegen.

An einer schwarzen Wand hängen Schwarz-Weiß-Fotos. Sie zeigen eine verlassene Halle, in der ehemals Züge repariert wurden. Das Video, das sich unter die Abbildungen gemischt hat, enthüllt den Zusammenhang: ein Obdachloser hat sich in einem leeren Büro des Industriegeländes niedergelassen. Obwohl er gerade nicht da ist, spürt man deutlich seine Anwesenheit. Doch wie lange noch wird er in diesem zum Abriss verurteilten Areal Zuflucht finden?

Die Farbe ist in "Fragility" fast völlig zurück getreten und macht starken schwarz-weiß Kontrasten Platz. Einzig die Scherben und das Gras setzten einen grünen Farbakzent.

Schwarz – Weiß, Leben – Tod, Anfang – Ende, Absterben – Aufblühen...

Diese Liste gegensätzlicher Begriffe lässt sich unendlich fortsetzen und verweist auf ein Leben in Zyklen, das sich gegenseitige Bedingen der Polaritäten und auf die Bedeutung von Zeit, die immer Veränderung mit sich bringt.

Nature Morte

Die Rauminstallation war 2019 im Kunstpunkt Darmstadt zu sehen. Schwarz-weiße Töne und Transparenz bestimmen die frei im Raum schwebenden Glasbilder, die bereits in „all around“ zu sehen waren. Für die Collage-Arbeiten auf Leinwand bedient sich die Künstlerin aus ihrem eigenen Fotofundus: Naturmotive dominieren die Bilder - Insekten, Vögel, Tiere, Pflanzen. Zu den Glasbildern, die im Raum hängen, gesellen sich kleine Formate aus Glas.

Je nachdem, ob sie vom Innenraum aus oder von außen durchs Fenster betrachtet werden, zeigen sie einen anderen Aspekt.

Auf einer einzelnen Leinwand sieht man eine junge Mutter mit ihrem Neugeborenen: „Glück- Schmerz, Anfang- Ende“ ist das Bild betitelt und spiegelt so das Thema der gesamten Rauminstallation wider.
Das Leben ist ständiger Veränderung unterworfen, alles ist vergänglich, nichts bleibt wie es war. Ohne Ende wird es keinen neuen Anfang geben.